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Geschichtliches

Amtsgericht Achim – aus Gründen des Denkmalschutzes ein Juwel

- Sabine Reinicke -

A. Baugeschichte

Als im Jahr 1852 die Teilung von Rechtspflege und Verwaltung in Kraft trat, war dies die Geburtsstunde von zunächst 168 Amtsgerichten in Niedersachsen, unter anderem auch für das Amtsgericht Achim. Damit wurde eine der zentralen politischen Forderungen der Revolutionsbewegung von 1848 u.a. mit Einführung der Mündlichkeit und Öffentlichkeit in der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit umgesetzt.

Es kam in den Jahren 1858 bis 1866 zu einem regelrechten Bauboom im Königreich Hannover mit mehr als 24 Neubauten in nur 14 Jahren.

Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde 1864 nach nur zwei Jahren Bauzeit das Amtsgericht Achim bezugsfertig und ist Endpunkt einer typisch hannöverschen Bauweise. Die sehr gut erhaltene und fast noch im Original befindliche Gesamtkomposition in massiver Ziegelbauweise ist quasi das letzte seiner Art aus dieser kurzen, aber heftigen Bauepoche, die 1866 mit der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen endete. Wenn Sie uns besuchen kommen, sollten Sie zunächst einen Blick auf den längsrechteckigen Baukörper an der Obernstraße 40 werfen. Sie sehen

  • der Sockel, das Kranzgesims und die Fensterbänke sind sorgfältig und aufwändig ausgeführt,
  • die Segmentfenster sind gekuppelt, die Ziegelsteine abgerundet,
  • die Straßenfassade ist fünfachsig, gegliedert durch sogen. Lisenen,
  • die Mittelachse tritt deutlich hervor und ist gesondert übergiebelt,
  • die Haustür ist mit zwei begleitenden Fenstern als sogen. dreiteilig gekuppelte Öffnung gebaut,
  • das Fenster über der Haustür ist besonders ausgestaltet, darüber befindet sich eine Steinplatte für die Hoheitszeichen des Königs, nämlich die Hannoversche Krone und die Initialen “GVR“ (heute ist davon jedoch nichts mehr zu erkennen, weil 1866 bestimmt wurde, dass alle Hannoverschen Hoheitszeichen zu entfernen und durch preußische zu ersetzen sind; das war in Achim jedoch erst 1922 der Fall, als auf Veranlassung der Volksvertreter der Weimarer Republik ein Steinmetz Krone und Initialen weghauen musste).

Den Charakter als Justizgebäude unterstreicht der rückwärtig im rechten Winkel angebrachte Gefängnisflügel, der genauso breit wie das Amtsgericht ist, aber um ¼ kürzer. Das Äußere ist schlichter, aber auch hier finden sich Ortgang- und Traufgesimse sowie eine Wandgliederung aus Ecklisenen.

B. Nutzungsgeschichte:

Im II. Weltkrieg:

1944 werden Teile der Landeshauptkasse Bremen in das Amtsgericht einquartiert; aufgrund der alliierten Luftangriffe auf Bremen herrschte dort akute Raumnot. Die Buchungsmaschinen können in Achim jedoch nicht verkabelt werden, das notwendige Material ist nicht mehr zu bekommen.

1945 ist das Amtsgericht Krankenhaus mit 12 Betten.

Der amtsgerichtliche Dienstbetrieb wird 1946 im September wieder aufgenommen: Sitzungssaal, Beratungszimmer und Gefängnis werden aber nach wie vor als Krankenhaus genutzt für die Versorgung von zeitweise 60 Patienten, davon einige Diphterie- und Scharlachfälle.

Zum 1.12.2012 endet die Nutzung des Gefängnisflügels, der als Justizvollzugsanstalt zuletzt als Teilanstalt zur JVA Vechta gehörte.

Nunmehr soll dieser Flügel künftig als Teil des Amtsgerichts Achim weitergenutzt werden. Nachdem die Umbauplanungen abgeschlossen sind, begannen im Jahre 2019 die Baumaßnahmen zunächst mit einer umfassenden Asbestsanierung. Seit April 2021 laufen nun zunächst die Roharbeiten.

C. Zur Rechtsgeschichte:

Wenn Sie sich einen rechtsgeschichtlichen Überblick und Einblick zur Entwicklung der Achimer Gerichtsstätte seit dem dritten Jahrhundert verschaffen wollen, finden Sie nachfolgend das Gedenkblatt Nr. 10/2002, herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Achim anlässlich des Tags der Offenen Tür des Amtsgerichts Achim in 2002.

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